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Schatztruhe

Hintergrundinformationen

gelöschte Szenen Aiden - Angriff der Urshu

Aiden wollte ihm folgen, als er plötzlich sah, wie Wilhelm fluchend verschwand. Irritiert sah Aiden sich um, konnte Wilhelm aber nicht mehr sehen. Unverzüglich ließ er die Kutsche anhalten. Ronan rief die beiden Späher zurück und alle versammelten sich angespannt am Kopf der Kutsche. Mit einem unwilligen Murren kletterte der Herold aus der Kutsche und gesellte sich dazu. Gespannt warteten sie, was wohl als nächstes geschehen würde.

Plötzlich spürte Aiden die Anwesenheit.

„Urshu. Verflixt noch einmal. Wo kommen die jetzt her?“

Schon hörte er Kampfgeräusche aus dem umliegenden Gebüsch. Die Imisarunu hatten den Angriff schnell unter Kontrolle, wie es sich anhörte. Unerwartet torkelte eine verletzte Gestalt in Aidens Sichtfeld. Aiden konnte ihn als Urshu identifizieren. Doch bevor er etwas tun konnte stand Wilhelm schon hinter dem verletzten Mann und tötete ihn. Dabei sah er in die fragenden Gesichter der Sarimsakis.

„Alles in Ordnung wir können weiter.“

Aiden blickte auf den Leichnam zu seinen Füßen. Wilhelm schien wieder seine Gedanken zu erraten.

„Um seine menschlichen Begleiter haben wir uns bereits gekümmert. Wir sollten weiter.“

Unbekümmert stieg Wilhelm über die Leiche hinweg. Ronan stellte sich zu Aiden.

„So viel dazu, keine Menschen zu verletzen.“

Wilhelm drehte sich noch einmal zu ihm herum.

„Unser Land, unsere Regeln. Und Menschen, die mit Urshu zusammen arbeiten stehen nicht unter unserem Schutz.“

Ohne Vorwarnung stürzte eine weitere Gestalt aus dem Gebüsch und lief schreiend auf Aiden zu. Der Angriff kam so überraschend, dass er Aiden am Arm erwischte, bevor dieser vollständig ausweichen konnte. Laut fluchend griff Aiden den verletzten Urshu an und tötete ihn auf der Stelle. Das Holz brannte sich in seinen Oberarm wie geschmolzenes Metall. Es dampfte und brutzelte. Stöhnend sank Aiden auf den Boden.

Wilhelm verzog überrascht das Gesicht.

„Doch nicht alle Urshu erwischt. Wir werden die Umgebung noch einmal gründlich absuchen.“

In der Sprache der Imisarunu rief er etwas und das Rauschen verriet, dass ein Teil der Bewachung abgezogen wurde, um die Umgebung nach weiteren Flüchtlingen zu durchsuchen.

Wilhelm besah sich Aidens Wunde, die nun heftig eiterte. Ronan war zu ihm geeilt und zog ein Stück angespitztes Holz mit einem Ruck aus der Wunde. Wilhelm ließ seinen Blick noch einmal über das Gelände schweifen und wartete auf Antworten von den Imisarunu, die das Gebiet absuchten.

„Wir werden hier eine kleine Rast einlegen, bis ihr euch ein wenig erholt habt.“

Wilhelm blickte den Trupp an, der sich um Aiden versammelt hatte. Mit Erstaunen bemerkte er, dass sie sich wortlos um Aiden versammelt hatten, um ihn vor weiteren Angriffen zu schützen. Wilhelm gab zwei der versteckten Imisarunu den Auftrag die Gruppe zu bewachen. Dann verschwand er, während sich die beiden Imisarunu auf beiden Seiten des Weges positionierten.

Aiden beobachtete, wie einer seiner Soldaten herbei eilte und Ronan saubere Tücher, Wasser und eine Paste aus Kräutern entgegen hielt, die eine weitere Ausbreitung der Auswirkungen verhindern sollte. Während Ronan die Wunde säuberte und verband blickte skeptisch auf die Wunde.

„Du solltest etwas trinken, um dich zu stärken. Hier liegen bestimmt genug Menschen herum, denen es nichts mehr ausmacht. Und sie sind frisch genug, dass es keine Nebenwirkungen hätte.“

Aiden biss sich auf die Lippen und schüttelte nur den Kopf. Er würde das Abkommen mit den Imisarunu nicht gefährden. Ronan schüttelte missbilligenden den Kopf. Mit einer letzten Griff prüfte er den Sitz des Verbandes. Dann half er Aiden wieder auf die Füße.

„Dann trink zumindest hiervon.“

Widerwillig nahm Aiden den kleinen Krug entgegen. Er war gefüllt mit einem Sud aus Blut und Innereien. Gewürzt mit Heilkräutern. Seufzend nahm Aiden widerwillig einen Schluck. Das kalte Menschenblut rann wie Öl durch seine verdorrte Kehle. Erst jetzt merkte er, wie schwer dieser Pflock ihn verletzt hatte. So nahm er noch einen weiteren Zug, bis Ronan ihm das Gefäß von den Lippen nahm.

„Genug. Du sollst dir ja keinen Rausch antrinken. Wir brauchen deinen klaren Verstand.“

Widerwillig gab Aiden den Krug wieder aus seinen Händen. Wohlbefinden rauschte durch seinen Körper. Er konnte förmlich spüren, wie seine Kräfte wiederkehrten. Wie sie sich verstärkten. Das seine Sinne schärfer wurden. Und sein Mut sich steigerte. Er atmete einmal tief durch. Die Wunde schmerzte kaum noch und Aiden war sich sicher, dass sie nicht mehr als ein rotes Mal war, dass bis zum nächsten Sonnenaufgang auch verschwunden sein würde. Ronan blickte mit einem Lächeln an.

„Das Rezept kursiert schon lange in meiner Familie. Es hat bisher noch jedem geholfen.“

Aiden nickte und ließ sich auf helfen. Aiden testete den verletzten Arm, aber er war beinahe schon wieder voll einsatzfähig. Er warf noch einen Blick auf den toten Urshu und fragte sich, wie so eine unerfahrene Truppe so weit in das Gebiet der Imisarunu gelangen konnte. Doch die einzige sinnvolle Antwort darauf gefiel ihm überhaupt nicht.

War das ein Versuch uns dazu zu bringen, die Vereinbarung zu brechen?

Es war nicht sein eigener Gedanke, der durch Aidens Kopf schoss. Dennoch war die Frage berechtigt. Er nickte Ronan auf der anderen Seite der Kutsche zu, während er beobachtete, wie der Herold das Gefährt erneut bestieg.

Vielleicht. Aber warum haben sie die dann aufgehalten? Sei auf der Hut. Die Imisarunu suchen nur einen Grund uns zu vernichten.  

Ronan verzog das Gesicht und grinste dann schelmisch.

Da müssen die aber früher aufstehen. Wie geht es dir? Was macht die Schulter?

Aiden ruderte noch einmal vorsichtig mit dem verletzten Arm.

Alles in Ordnung. Es wird noch ein paar Tage schmerzen, aber ich werde es überleben.

Nun grinste Ronan über das ganze Gesicht. Das Rumpeln der anfahrenden Kutsche unterbrach seine Grimasse. Eilig schlossen Aiden und Ronan sich dem Troß an, der sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.

Sie marschierten eine Weile, die Kutsche voran mit eilig trabenden Pferden. Doch die Geweihten konnten mühelos mithalten. Wilhelm schaute immer wieder die Soldaten an. Bis sein Blick auf Aiden fiel. Er hielt zwar mit, doch bereitete das Tempo ihm mühe. Er wirkte müde und verschwitzt. Und Wilhelm konnte Hunger in seinen Augen erkennen. Er blickte auf den Arm, den Aiden noch immer ein wenig schonte. Aiden sah Wilhelms abschätzenden Blick.

„Keine Sorge. Ich werde nichts verzögern und auch nicht unsere Vereinbarung gefährden. Sorge nur dafür, dass wir schnell bei den Silubra sind.“

Wilhelm schüttelte den Kopf. Rauschen über ihren Köpfen erregte seine Aufmerksamkeit. Dann bellt Wilhelm einige Befehle in seiner Sprache und das Rauschen verschwand. Kurz darauf hielten sie am Rand eines kleinen Wäldchens. Ein schmaler Pfad, gerade breit genug für die Kutsche, zweigte in den Wald ab. Wilhelm bedeutete ihnen hier eine Rast einzulegen. Wieder wandte er sich an Aiden, ohne den Herold zu beachten.

„Ihr seid beinahe am Ziel. Der Weg in den Wald hinauf führt genau zur Siedlung der Silubra zu. Ich werde euch hier verlassen. Wartet auf die Einladung der Silubra, bevor ihr deren Gebiet betretet. Ich werde zum Sonnenuntergang wieder hier sein und euch zurück begleiten.“

Mit diesen Worten federte er vom Boden ab und war in die Luft verschwunden.

Ronan schüttelte sich verärgert.

„Von wegen, wir sollen nicht von den Menschen enttarnt werden. Die haben uns laufen lassen, damit sie uns im Auge behalten können.“

Aiden zuckte mit den Schultern und rieb sich den verletzten Arm.

„Hätten wir das anders gemacht, wenn wir eine solche Anfrage erhalten hätten?“

Ronan schien einen Moment darüber nachzudenken, schwieg aber. Stattdessen befahl er seinen Männern eine Pause einzulegen. Die Soldaten ließen sich, wo sie waren, nieder und machten sich an ihren Rucksäcken mit Verpflegung zu schaffen.

Ronan beäugte Aiden abschätzend. Dann kam er näher und betrachtete den Arm.

„Du siehst nicht gut aus. Hat der Sud nicht geholfen?“

Aiden winkte ab.

„Der Urshu hat mich anscheinend schlimmer getroffen, als es aussah. Aber es geht mir gut.“

Ronan ließ sich davon nicht beirren. Er zog den verbundenen Arm zu sich und wickelte den Verband ab. Vorsichtig betastete er die frische Wunde. Doch er konnte nichts fühlen. Suchend blickte er sich nach links und rechts um. Doch niemand schien sie zu beobachten. Dann ließ er sein Gesicht aufblitzen. Aiden konnte fühlen, wie sich Ronans Blick in das wunde Fleisch seines verletzten Armes versenkte. Mit einem unterdrückten Stöhnen ließ er es geschehen. Der Blick durchbohrte seine Muskeln und Adern und hielt schließlich an der Stelle, an der das Holz bis auf den Knochen eingedrungen war. Ronan drehte den Arm hin und her, bis er die Wunde aus jedem Blickwinkel betrachtet hatte. Dann nahm sein Gesicht wieder menschliche Züge an.

„Du verfluchter Hund. Der hat eine Arterie erwischt. Du kannst von Glück sagen, dass du nicht verblutet bist. Vermutlich ist die Magie des Holzes in deinen Kreislauf geraten. Kein Wunder, dass du so schwach bist. Du brauchst Ruhe und Blut.“

Aiden winkte ab.

„Keine Zeit mich aus zu ruhen. Wir sind mitten in einer Mission und der wichtige Teil kommt erst noch. Ich werde durchhalten.“

Aiden blickte den Hohlweg lang, der in die Siedlung führte.

Bitte. Das wird schwierig genug, da alle wieder heil raus zu holen.

Seufzend gab Ronan zu verstehen, dass er nichts zu seinen Kameraden sagen würde und verband den Arm erneut.