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Schatztruhe

AutorinHintergrundinformationen

Der Schreibprozess

Ich werde im Bekannten- und Freundeskreis oft gefragt wie ich es schaffe Geschichten zu erfinden und zu schreiben.

Daher hier mal eine Analogie zu meinem „Schreibprozess“, der in Wirklichkeit weit vor dem tatsächlichen Schreiben beginnt.

In den ersten Schritten ist es eher wie das Zusammensetzen eines riesigen Puzzles. Nur das die Teile nicht in einer kleinen Kiste verstaut sind, sondern in einer Arena verstreut liegen. Und jemand hat die Schachtel mit dem Bild geklaut. Also geh ich erstmal auf die Suche nach den Einzelteilen und bringe sie an den Tisch. Dann versuche ich schon zu sehen, ob und wie Teile zusammen passen. Und mache mich weiter auf die Suche nach Teilen. Irgendwann kommen dann die ersten Randstücke/Hintergrundgeschichte/Settings zum Vorschein (Vampir, Mittelalter, Magie,..). Ich finde weitere Teile, die zusammen passen und beginne zu knobeln ob sie die Hauptstory (Figuren, Herausforderungen, Charakterzüge, Handlungen…) oder eine Nebengeschichte/Hintergrund (Nebenfiguren, Nebenhandlungen, Beiwerk…) für die Hauptstory zeigen. Ich probiere aus, ob die Teile eher oben rechts, unten links oder in die Mitte passen. Und immer wieder versuche ich das gesamte Motiv zu erfassen. Wo ist es dunkel, wo hell, wo hat es Konturen, wo ist es eher verschwommen? Eine Herausforderung ist, dass nicht alle gefundenen Teile passen. Immer wieder finde ich Teile die vielleicht auch in Gruppen passen, aber nicht zu diesem Bild gehören. Manchmal sehe ich das sofort. Manchmal erkenne ich das erst recht spät, nachdem ich viel Zeit und Geduld investiert habe, um herauszufinden, wie dieser Schnipsel da hineingehören. Irgendwann erkenne ich dann das Motiv. Die dargestellte Situation, die Hintergründe und einen Teil der Nebengeschichten. Und irgendwann ist in dem Prozess auch klar, dass ich nicht alle Teile finden werde. Das es immer Lücken gibt. Die Frage ist dann, suche ich weiter, oder sind die fehlenden Teile für den nächsten Schritt im Prozess zu verkraften. Denn nun geht es ans Schreiben.

Das ist in ungefähr so, als würde ich das erpuzzelte Motiv in ein Strickmuster übersetzen, um daraus einen Pullover zu stricken. Ich überlege mir, welche Teile/Farben/Strickmuster ich brauche, wo ich welchen Teil des Motivs in ein Muster übersetze, wie ich das Hauptmotiv stricken will. Und dann beginne ich zu Schreiben. Ich persönlich fange immer möglichst am Anfang an und arbeite mich dann durch die Teile der Geschichte.

Manchmal sehe ich das fertige Kapitel an und entdecke, dass es besser am linken Arm als am rechten aussieht. Oder das Teile des Rückens besser nach vorne gehören unter das Hauptmotiv. Ja ich weiß, an dieser Stelle hinkt der Vergleich mit dem Stricken. Was aber passt ist die Tatsache, dass mir hin und wieder auch Fehler beim Schreiben/stricken passieren und ich mitten drinnen eine Masche falsch aufgenommen oder fallen gelassen habe. Dann heißt es, das Stück wieder auf zu ribbeln und neu zu schreiben. Am Anfang hat mir das echt weh getan, weil es viel Mühe und Fleiß gekostet hat, das Stück zu stricken. Aber jedes Mal, wenn ich diesen Schritt getan habe, hat es sich gelohnt, weil dadurch das Muster/Motiv einfach ordentlicher und schöner sichtbar wurde. Am Schluss werden die einzelnen Teile dann sauber miteinander verbunden und Perlen und Schnickschnack aufgenäht. Auch hier kommt es vor, dass mir erst dann Fehler oder unschöne Stellen auffallen. Dann wird es schwierig, dass zu korrigieren. Manchmal hilft nur kaschieren.

In dieser Zeit schreibe und lese ich die entstandenen Kapitel immer und immer wieder. Finde die richtigen Anknüpfungspunkte, achte darauf, dass die Story logisch und konsistent ist und bleibt. Das wiederhole ich so oft, bis ich das Gefühl habe, nichts mehr ändern zu müssen.

Im letzten Schritt lese ich mit ein bisschen Abstand das gesamte Werk noch einmal. Denn oft fallen mir erst nach einiger Zeit der Abstinenz von dieser Welt die Details wieder auf. Meistens korrigiere ich dann nochmal Kleinigkeiten, füge Details hinzu oder schreibe eine Passage um, damit sie besser in den Kontext passt. Wenn ich es dann für gut befinde, geht es in den Veröffentlichungsprozess.